Werkschau: Buñuel in Mexiko
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Luis
Buñuel Fortoles, geboren am 22. Februar 1900 in Calanda,
Spanien, schließt sein Studium der Literatur und Philosophie
in Madrid 1920 mit Auszeichnung ab. Zu dieser Zeit wohnt er in der „Residencia
de Estudiantes, einem Studentenzentrum in Madrid mit vielen kulturellen
Angeboten. Hier lernt er Künstler und Literaten der jungen spanischen
Generation kennen, unter ihnen Lorca und Dalí. Buñuel
organisiert Kinovorstellungen und ist für den Bereich Film zuständig.“ (Prinzler)
1923 geht er wie viele Intellektuelle nach Paris, um sich dort nach
künstlerischen Realisierungsmöglichkeiten umzusehen. Als
er 1926 schließlich Schüler der „Académie
du Cinéma“ wird, die von Camille Bardoux, Alex Alain
und Jean Epstein geleitet wird, nimmt er seine ersten Jobs in der
Filmbranche an, wie z.B. als Regieassistent des Regisseurs Jean Epstein
bei Mauprat (1926) und La chute de la maison Usher (Der Untergang
des Hauses Usher, 1928). Kurz darauf entsteht in Zusammenarbeit mit
seinem Freund Salvador Dalí das Drehbuch zu seinem ersten
17-minütigen surrealistischen Spielfilm Un chien andalou (Ein
andalusischer Hund, 1929).
Sein Film L'âge d'or (Das goldene Zeitalter) wird im Dezember
1930 verboten, die Kopien werden beschlagnahmt. Auch sein Dokumentarfilm
Las Hurdes (Land ohne Brot) wird 1932 – Spanien ist inzwischen
Republik – von der Regierung mit der Begründung verboten,
dass Spanien darin entehrend dargestellt werde. Am Ende des Spanischen
Bürgerkriegs ist Buñuel in Hollywood, ohne Arbeit und
ohne Geld.
Ende der 1940er-Jahre lädt ihn Denise Tual nach Mexiko ein,
wo er nach einer Reihe wenig beachteter Produktionen im Jahr 1950
mit dem Sozialdrama Los olvidados (Die Vergessenen) wieder internationale
Aufmerksamkeit erregt und 1951 den Preis für die beste Regie
in Cannes erhält.
Daraufhin folgt eine Reihe vor allem für den lateinamerikanischen
Markt bestimmte Filme. Auf den Rat des Produzenten Óscar Dancigers
hin, aufgrund des Skandalfilms Los olvidados einen etwas unbedenklicheren
Film zu produzieren, entsteht 1951 das Drama La hija del engaño (Die Tochter der Lüge), das auf dem berühmten spanischen
Don Quintín-Schwank von Carlos Arniche basiert.
Mit Subida al cielo (Der Weg, der zum Himmel führt) bereichert
Buñuel ein Jahr später seine Filmografie erstmals mit
einer frechen, fast komödiantischen, jedoch weniger surrealen
Produktion, die vor allem den ländlichen Teil Mexikos porträtiert,
und für die er in Cannes 1952 einen Preis als bester Avantgarde-Film
erhält. Kurz darauf folgt die Komödie La ilusión
viaja en tranvía (Die Illusion fährt mit der Straßenbahn),
und als Abschlussfilm seiner Schaffenszeit in Mexiko bringt Buñuel
die moderne, kritische Parabel auf das Leben Jesu, Nazarín,
hervor, nach einem Roman von Benito Pérez Galdós. Er
löst heftige Kontroversen über Buñuels Haltung gegenüber
der Kirche aus und gewinnt 1959 den Spezialpreis der Jury in Cannes.
1960 kehrt Buñuel auf Einladung Francos aus dem mexikanischen
Exil nach Spanien zurück und erhält die Möglichkeit,
einen Film nach seinem eigenen Belieben zu drehen. Daraus entsteht
Viridiana, ein bildgewaltiger Film, der mit der katholischen Moral
abrechnet. Der Film erhält trotz offizieller Proteste des Vatikans
1961 in Cannes die Goldene Palme und wird wegen Vorwurfs der Blasphemie
umgehend in ganz Spanien verboten.
In Zusammenarbeit mit dem Produzenten Serge Silberman und dem Schriftsteller
Jean-Claude Carrière entstehen zum Abschluss seiner Karriere
sieben extravagante Meisterwerke mit Stars wie Jeanne Moreau und
Catherine Deneuve, darunter Tagebuch einer Kammerzofe (1964), Belle
de jour – Schöne des Tages (1967) oder die Autobiografie
Dieses obskure Objekt der Begierde (1977), Buñuels letzter
Film. Er stirbt 1983 in Mexiko-Stadt.
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Mit freundlicher Unterstützung der Mexikanischen Botschaft
Berlin und Fundación Televisa
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La hija del engaño (Die Tochter der Lüge)
Spielfilm von Luis Buñuel, MX 1951, 78 Min., OmeU
„Alles, was ich mache, ist falsch,“ stellt Don Quintín,
ein kleiner Angestellter, fest. Seine Frau betrügt ihn und behauptet,
dass er nicht der Vater ihrer Tochter Marta ist. Verbittert gibt
er sie dem Trunkenbold Lencho und dessen Frau in Obhut. Als er nach
Jahren herausfindet, dass seine Frau gelogen hat, macht er sich auf
die Suche nach Marta.
„Todo lo hago mal“ afirma Don Quintín. Su mujer
le engaña y sostiene que él no es el padre de su hija
Marta. Amargado, la deja al cuidado del borracho Lencho y de su mujer.
Cuando, pasados los años, descubre que su mujer le mintió,
comienza la búsqueda de Marta.
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Tü: 20.04., 22:30 h, Studio Museum |
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La illusión viaja en tranvía (Die Illusion fährt
mit der Straßenbahn)
Spielfilm von Luis Buñuel, MX 1953, 81 Min., OmeU
Zwei Angestellte einer städtischen Straßenbahn von Mexiko-Stadt
unternehmen nach einem Volksfest in angetrunkenem Zustand eine anarchische
Fahrt mit einer Tram, die ausrangiert werden soll. Ein Abenteuer
und Sprung aus dem Alltag, bei dem Regeln nicht gelten.
Un conductor y un revisor de un tranvía en la Ciudad de México
emprenden borrachos, después de una fiesta popular, un anárquico
viaje en un tranvía que debe ser retirado del servicio. Una
aventura y un salto fuera de la rutina diaria cuya lógica
es llevada a lo absurdo.
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Tü: 17.04., 22:30 h, Studio Museum
St: 16.04., 16:00 h, Delphi
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Nazarin
Spielfilm von Luis Buñuel, MX 1958/59, 94 Min., OmeU
Pater Nazario führt ein kompromisslos einfaches und der Nächstenliebe
gewidmetes Leben. Damit gerät er zwangsläufig in einen
unüberbrückbaren Konflikt zu Klerus und Obrigkeit. Von
der Prostituierten Andara und dem Mädchen Beatriz begleitet,
reist er durchs Land, geht in die Gefängnisse, zu Verbrechern
und Armen.
El padre Nazario lleva una vida extremadamente sencilla, dedicada
a la caridad. Por ello cae
inevitablemente en un conflicto irresoluble con el clero y las autoridades.
Acompañado por la prostituta Andara y la joven Beatriz, viaja
a través del país visitando cárceles, pobres
y delincuentes.
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St: 14.04., 16:00 h, Delphi
Tü: 19.04., 22:30 h, Studio Museum |
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Subida al cielo (Der Weg, der zum Himmel führt)
Spielfilm von Luis Buñuel, MX 1951, 74 Min., OmeU
Oliviero, frisch verheiratet, muss seiner sterbenden Mutter versprechen,
einen Notar aus der Stadt zu holen. Die abenteuerliche Busfahrt dorthin
wird zu einer kuriosen Odyssee: Ein Kind wird geboren, ein anderes
beerdigt, und Oliviero erliegt der Verführung von Raquel. Seinen
Kampf gegen die Zeit scheint er vergessen zu haben.
Oliviero, recién casado, tiene que
prometer a su madre moribunda traer un notario de la ciudad.
El aventurado viaje en autobús hacía allí se
convierte en una curiosa odisea: nace un niño, otro
es enterrado y Oliviero sucumbe a la seducción de Raquel.
Parece haber olvidado su lucha contra el tiempo.
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St: 20.04., 16:00 h, Delphi
Tü: 14.04., 22:30 h, Studio Museum
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