Die Unruhe und Gewalt, die in Peru herrschen, seit Castillo im Dezember 2022 den Kongress auflösen wollte, sind auch in Europa immer wieder Thema. Dabei ist Peru nur eines von vielen Ländern Lateinamerikas, in denen in der Gegenwart ebenso wie schon in der Vergangenheit Regierungen scheitern und Rechtssysteme ausgehebelt werden. In den 1970er- und 1980er-Jahren gehörten Diktaturen und Ausnahmezustände zum Alltag in vielen Ländern Lateinamerikas. Nach einigen Jahren der vermeintlichen Ruhe und Besserung der Verhältnisse um die Jahrtausendwende, stehen Putschversuche und quasi diktatorische Zustände nun wieder vermehrt auf der Tagesordnung.
Medien haben die Macht, Regierungen zu stützen und zu stürzen – A fantástica fábrica de golpes (2021) dokumentiert die Rolle von Globo TV in Brasilien über die vergangenen Jahrzehnte hinweg. Selbst wenn Diktaturen gestürzt werden, sind ihre Folgen noch weitreichend. Weder die Justiz ist von heute auf morgen unabhängig, wie Argentina, 1985 (2022) beweist, noch ändert sich schlagartig das Wirtschaftssystem. Erst 2019 brach in Chile eine Protestwelle gegen den harten neoliberalen Kurs aus, der unter Pinochet eingeführt worden war. Ebenfalls zu Problemen führen die Interessen multinationaler Konzerne, welche die Umwelt in ganz Lateinamerika ausbeuten. El efecto ladrillo (2022) und La ilusión de la abundancia (2022) zeigen den Kampf der Menschen gegen Politik und Wirtschaft – in der Hoffnung auf eine bessere, gerechtere Zukunft.
Nicht nur Staatsstreiche gefährden die rechtliche Lage in Lateinamerika: In gesellschaftlichen Justizangelegenheiten ist Korruption gang und gäbe, gerade wenn Mächtige angeklagt werden. Die Gerichtsprozesse wegen sexuellen Missbrauchs und Mordes in Vivas (2022), Ell sostre groc/El techo amarillo (dt. Die gelbe Zimmerdecke, 2022) und Blanquita (2022) enttäuschen die Hoffnung in die Justiz – nicht nur in Lateinamerika, sondern auch in Spanien. Mit Del otro lado (2021) und anhell69 (2022) geht es nach Kolumbien – eines der Länder, in dem die Drogenkartelle unabhängig vom Rechtssystem operieren.
Die Protagonist:innen der Filme suchen ihren eigenen Weg, um mit diesen Ungerechtigkeiten umzugehen – es geht ums eigene Überleben in dunklen Zeiten, aber gleichzeitig auch um die Hilfe für andere. Nur gemeinsam lassen sich Missstände ändern.
Argentina 1985 – Nie wieder
Spielfilm von Santiago Mitre, Argentinien/USA 2022, 140 Min., OmdU
Vergangenheitsaufarbeitung: Zwei Jahre nach Ende der Militärdiktatur soll den alten, weiterhin einflussreichen Eliten der Prozess gemacht werden. Zeitdruck und Morddrohungen erschweren die Arbeit des jungen Teams um den Staatsanwalt Strassera.
FR: Kommunales Kino
Do, 04.05., 21:30 h
RT: Kamino
Sa, 06.05., 18:00 h
TÜ: Studio Museum
So, 07.05., 20:30 h
S: Delphi
Mo, 08.05., 20:00 h
TÜ: Studio Museum
Mo, 08.05., 20:30 h
A fantástica fabrica de golpes
(Die fantastische Coup d'État Fabrik)
Dokumentarfilm von Victor Fraga, Valnei Nunes, Brasilien/USA 2021, 105 Min.,
OmeU
Brasilien hat eine lange Tradition an Staatsstreichen. Diese Putsche sind nicht ohne Mitwirkung der großen Medien zu denken. Besonders skrupellos agiert schon seit den 1960er-Jahren TV Globo. Zwei brasilianische Journalisten enthüllen dessen Manipulationen und Taktiken.
TÜ: Kino 2 Museum
Mi, 10.05., 17:30 h
FR: Kommunales Kino
Sa, 06.05., 17:00 h
Desafios do Brasil Contemporâneo
Herausforderungen des heutigen Brasilien
Ein Dokumentarfilm von Hermílios Santos,
Brasilien 2022, 70 Min., OmeU
Welchen Herausforderungen muss sich das heutige Brasilien stellen? Dieser Frage gehen marginalisierte Menschen nach: Indigene, Schwarze, Frauen. Als Interviewpartner:innen geben sie Auskunft über ihre Erfahrungen und Einschätzungen sowohl auf individueller als auch auf allgemein politischer und gesellschaftlicher Ebene.
Blanquita
Spielfilm von Fernando Guzzoni, Chile/Mexiko/Luxemburg/Frankreich/Polen 2022,
98 Min., OmeU
Blanquita ist Kronzeugin in einem Skandal, der ein Netzwerk von Kinderprostitution aufdeckt, an dem einflussreiche chilenische Politiker und Geschäftsleute beteiligt sind. Je mehr Fragen im Ermittlungsprozess auftauchen, desto mehr verschwimmen Wahrheit und persönliches Empfinden..
El efecto ladrillo
Der Backstein-Effekt
Dokumentarfilm von Carola Fuentes, Rafael Valdeavellano, Chile 2022, 85 Min.,
OmeU
Im neoliberalsten Land der Welt, in Chile, gehen 2019 Millionen Menschen auf die Straße. Sie fordern nicht nur die Rücknahme der Fahrpreiserhöhungen, sie wollen auch eine neue Verfassung. Von Privatisierungen haben sie die Nase voll. Mariana ist ein Opfer, Ramiro ist ein Gewinner dieses Modells.
S: Delphi
Sa, 06.05., 16:00 h
TÜ: Kino 2 Museum
Di, 09.05., 17:30 h
anhell69
Film von Theo Montoya, Kolumbien/Rumänien/Frankreich/Deutschland 2022, 72
Min., OmdU
Nachdem sein Hauptdarsteller, mit dem Instagram-Namen anhell69, an einer Überdosis stirbt, bekommt Theo Montoyas geplanter B-Movie-Film über Geister eine ganz besondere Bedeutung. Eine poetische und höchst politische Geisterbeschwörung der Geschichten queerer Menschen an der Grenze zwischen Leben und Tod.
S: Delphi
Mo, 08.05., 20:00 h
RT: Kamino
Di, 09.05., 18:30 h
TÜ: Kino 2 Museum
Di, 09.05., 20:00 h
Del otro lado
(Von der anderen Seite)
Dokumentarfilm von Iván Guarnizo, Kolumbien/Spanien 2021, 96 Min., OmeU
2004 wurde die Mutter des Regisseurs Iván Guarnizo von der FARC entführt. Die Brüder Guarnizo begeben sich auf die Spuren ihres Überlebenskampfes im Dschungel, verfolgen den Weg ihrer Mutter mithilfe des Tagebuchs, das sie führen konnte. Dies wird zum Wegweiser für eine schmerzvolle Suche nach Verstehen und Wahrheit.
TÜ: Kino 2 Museum
Fr, 05.05., 17:30 h
La opción cero
(Option Zero)
Ein Dokumentarfilm von Marcel Beltrán, Kuba/Brasilien/Kolumbien 2020,
80 Min., OmeU
Eine Gruppe kubanischer Migrant:innen strandet in Panama-Stadt in einem Caritas-Lager. Hier erinnern sie sich an die gefährliche Passage durch den Dschungel von Darién. In dieser Vorhölle der Migration werden ihre Videos auf ihren Mobiltelefonen zu einem schockierenden Archiv.
Vivas
Dokumentarfilm von Angélica Cruz Aguilar, Deutschland 2022, 83 Min., OmdU
Zwei Mütter kämpfen nach der Ermordung ihrer Töchter Fátima und Renata für den Schutz von Frauen. Sie wollen die Femizide, deren Straflosigkeit und die Untätigkeit des mexikanischen Staates nicht länger hinnehmen. Unterstützung erhalten sie von einer neuen kämpferischen feministischen Welle, die nicht nur Mexiko, sondern ganz Lateinamerika erfasst hat.
El sostre groc (El techo amarillo)
(Die gelbe Zimmerdecke)
Dokumentarfilm von Isabel Coixet, Spanien 2022, 93 Min., OmeU
Neun Frauen decken 2018 einen Skandal auf, der zwischen 2001 und 2008 an der Aula Municipal de Teatre de Lleida stattfand. Sie machen den sexuellen Missbrauch als minderjährige Schüler*innen durch zwei Lehrer öffentlich. Ein System des Wegschauens, der Eitelkeiten, der Angst vor Ausgrenzung und von Hilflosigkeit hat diesen Missbrauch erst möglich gemacht ...
Preise: San Sebastián – RTVE Another Look Award, Special Mention Dunia Ayaso Award, Gaudí Award – Best Documentary
TÜ: Kino 2 Museum
Mo, 04.05., 20:00 h
S: Delphi
Fr, 05.05., 16:00 h
TW: sexualisierte Gewalt / sexueller Missbrauch
Katalanisches Fenster
La ilusión de la abundancia
(Die Illusion des Überflusses)
Dokumentarfilm von Erika Gonzalez Ramirez, Matthieu Lietaert, Bel/NL/Lux/ESP/F/A/N/DEN/S/USA/CH
2022, 58 Min., OmdU
Die peruanische Landwirtin Maxima, die brasilianische Journalistin Caroline und die Umweltaktivistin Bertha aus Honduras wehren sich gegen die modernen Konquistadoren unserer Zeit: transnationale Konzerne, die rücksichtslos Mensch und Umwelt ausbeuten und deren Spuren bis nach Deutschland führen.
RT: Kamino
Sa, 06.05., 16:00 h
TÜ: Studio Museum
So 07.05., 16:00 h
FR: Kommunales Kino
So, 07.05., 17:30 h
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