Mexiko zwischen Lebensfreude und Gewalt

Mit den Best of Mexikanische Kurzfilme GIFF bringt das CINELATINO beim Open Festival Space seit Jahren ein bedeutsames Stück mexikanischer Filmkultur nach Tübingen. Dieses Jahr liegt auch der Länderschwerpunkt des gesamten Festivals auf Mexiko, dem Land der Gegensätze. In der Tourismusbranche wird Mexiko gerne als idyllisches Land der Traumstrände, malerischer Bauten und fröhlicher Feste mit der Großfamilie dargestellt. In der Tat zählen weiße Strände, uralte und koloniale Bauwerke sowie Familienzusammenhalt und große Feste zur Realität in Mexiko. Gleichzeitig kann das Leben in Mexiko jedoch überaus hart sein: Seit Jahren tobt ein Drogenkrieg durch das Land, bestimmte Zonen des Landes sollten z. B. nachts nicht durchquert werden. Derzeit gelten über 100.000 vorwiegend junge Menschen als verschwunden, über die Hälfte der gefundenen Leichen können nicht identifiziert werden. Auch im familiären Umfeld ereignen sich viele Gewaltdramen.

Vivas (2022) von Angélica Cruz Aguilar porträtiert die Frauenbewegung in Mexiko: Laut ist der Protest gegen das Patriachat, dessen grausamste Auswirkung sich in den rund 4.000 ermordeten Frauen pro Jahr widerspiegelt. Die Regisseurin wird zum Gespräch anwesend sein. Wie schnell jugendliche Neugierde und vermeintliche Konkurrenz um die Gunst eines Mannes zu gefährlichen Situationen führen können, zeigt der Coming-of-Age-Film Trigal (2022) über die beiden Cousinen Sofía und Cristina von Anabel Caso. Familiäre Bande und unausgesprochene Konflikte spielen auch in Lila Avilés’ Film Tótem (2023), der in der diesjährigen Berlinale im Wettbewerb lief, eine große Rolle: Die siebenjährige Sol hilft bei den Vorbereitungen für den Geburtstag ihres Vaters, der zugleich sein Abschied wird. Eine alte Sage wird in Huesera (2022) von Michelle Garza Cervera aufgearbeitet, Visionen und Ängste überkommen eine schwangere Frau. Unzählige Menschen durchqueren Mexiko Jahr für Jahr auf dem Weg in die USA, doch nicht alle schaffen es in das vermeintlich „gelobte Land”. Der Dokumentarfilm Lo que queda en el camino (2021) von Jakob Krese und Danilo do Carmo zeichnet die Gefahren des lebensgefährlichen Weges, aber auch die schönen Momente der menschlichen Hilfsbereitschaft am Beispiel einer jungen Mutter mit drei Kindern nach.

Abgerundet wird der Länderschwerpunkt Mexiko mit dem allseits beliebten Tübinger Open Festival Space – diesmal wieder in der Innenstadt! Bei mexikanischen Snacks und Drinks von Cosita Bonita könnt ihr eine Auswahl der Best of Guanajuato sehen. Lasst uns gemeinsam die schönen Seiten des mexikanischen Lebens genießen!

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