Themenschwerpunkt: "Frauen in Bewegung - im Spannungsfeld zwischen Suche nach Gerechtigkeit und Selbstfindung"

„2020 by 50/50“ das war der große Versuch, doch wir sind immer noch davon entfernt. Aber es geht auch nicht nur darum, wer hinter der Kamera steht oder dort die Regie führt. Genauso wichtig finden wir ist es, die Frauen vor der Linse in den Mittelpunkt zu stellen. Während weltweit die Frauenbewegungen wachsen, - besonders beeindruckend momentan in Chile, wo zum 8. März Millionen Frauen auf der Straße waren, oder in Mexiko, wo Frauen massenhaft streikten um die Aufmerksamkeit auf die Problematik der Femizide zu lenken -, wandelt sich auch langsam die Filmindustrie. Gerade aus Lateinamerika gibt es immer mehr junge Filmemacherinnen, denen die Gendergerechtigkeit nicht nur wichtig ist, sondern selbstverständlich ist.

Mit elf ausgewählten Filmen aus Spanien und Lateinamerika möchten wir nun genau den verschiedensten Lebenswelten von Frauen besondere Aufmerksamkeit verschaffen. In Canción sin nombre kämpft Georgina im Peru der 1980er Jahre um ihr Neugeborenes, das ihr kurz nach der Geburt geraubt wurde. So ergeht es nicht nur ihr. Sie findet weitere Leidensgenossinnen und gemeinsam mit einem Journalisten deckt sie ein professionelles kriminelles Netzwerk auf. Romina begibt sich in De nuevo otra vez auf die Suche nach sich selbst: Wer ist sie eigentlich – „nur“ Mutter oder noch mehr? Und wer will sie sein? Mit den Zuschreibungen und Ansprüchen von außen hat Salome zu kämpfen (Love Me Not). Es scheint als würden die Männer im Militärcamp sie nur als Lustobjekt betrachten, doch sie versteht es den Spieß umzudrehen. La virgen de agosto heißt Eva und sucht im heißen Sommer nach sich und neuem Lebenssinn. Während in Los lobos eine junge Mutter aus Mexiko um eine bessere Zukunft in den USA für sich und ihre zwei kleinen Söhne kämpft, setzt Gilda Brasileiro alles daran die brasilianischen Sklav*innen des 19. Jahrhunderts nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Es zeigt sich ein Kaleidoskop an vielfältigen, (un)realistischen, beeindruckenden und berührenden Frauenfiguren, das Lust auf mehr macht.

Pola Hahn


La mue
(Neue Haut)
Spielfilm von Alix Gentil, Spanien 2018, 89 Min., OmeU

Eva ist plötzlich wieder da, nach fünf Jahren, ohne irgendein Lebenszeichen von sich gegeben zu haben. Das Leben ist weitergegangen, doch die Tragödie ihres Verschwindens hat Wunden bei Familie und Freund*innen hinterlassen, die nun wieder aufbrechen.
Eine katalanische Produktion.

Tübingen, Kino 2 Museum
Do, 16.07., 18:00 h

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La virgen de agosto
(Die August Jungfrau)
Spielfilm von Jonás Trueba, Spanien 2019, 129 Min., OmeU

Eva ist mit ihrem Leben nicht zufrieden. Sie beschließt, den Sommer in Madrid zu bleiben, trotz der großen Hitze. Erst noch unschlüssig entdeckt die 33-Jährige, dass der August ihr Chancen bietet, bei null anzufangen, neue Orte, neue Leute und sich selbst kennenzulernen.

Preise: Karlovy Vary – FIPRESCI

Tübingen, Studio Museum
Fr, 17.07., 21:00 h
Stuttgart, Delphi
Mi, 22.07., 16:00 h

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Love Me Not
(Lieb mich nicht)

Spielfilm von Lluís Miñarro, Spanien/Mexiko 2019, 83 Min., OmeU

In einem zeitgenössischen Krieg muss mitten in der Wüste ein mysteriöser Mann wegen seiner düsteren Prophezeiungen bewacht werden. Yokanaans gemurmelte Worte erotisieren die Soldatin Salome, die Stieftochter des Kommandanten. Sie ist wie von ihm besessen und alle anderen Männer im Camp von ihr …
Eine katalanische Produktion.

Preise: Lleida Latin-American Film Festival – Beste Regie

Tübingen, Kino 2 Museum
Mi, 22.07., 18:00 h

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De nuevo otra vez
(Noch einmal von vorn)

Film von Romina Paula, Argentinien 2019, 84 Min., OmeU

Romina lebt vorübergehend mit ihrem vierjährigen Sohn Ramón bei ihrer Mutter in Buenos Aires. Zu ihren Wurzeln zurückgekehrt, möchte Romina herausfinden, wer sie ist, was sie über die Rolle einer Mutter und Ehefrau hinaus ausmacht. Sie beginnt, andere Lebensentwürfe zu erkunden …

Preise: San Sebastián – Horizons Award

Tübingen, Kino 2 Museum
Sa, 18.07., 21:00 h
Stuttgart, Delphi
Sa, 18.07., 22:30 h

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Temporada
(Saison)

Spielfilm von André Novais Oliveira, Brasilien 2018, 113 Min., OmeU

Juliana zieht in eine neue Stadt, um einen Job beim Gesundheitsamt anzunehmen. Während sie darauf wartet, dass ihr Mann nachkommt, gerät sie in gänzlich unerwartete Situationen, findet neue Freund*innen und beginnt, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten.

Preise: Turin – Beste Schauspielerin (Grace Passô), Festival de Brasília do Cinema Brasília – Bester Film, Beste Schauspielerin, Bester Schauspieler

Tübingen, Kino 2 Museum
So, 19.07., 18:00 h
Stuttgart, Delphi
Di, 21.07., 20:30 h
Reutlingen, Kamino
Mi, 22.07., 18:00 h

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Gilda Brasileiro – Gegen das Vergessen
Dokumentarfilm von Viola Scheuerer, Brasilien/Schweiz/Deutschland 2018, 90 Min., OmdU

Bei ihren Nachforschungen über den Sklavenhandel in Brasilien stößt Gilda Brasileiro auf Dokumente, die einen illegalen Umschlagplatz für Sklav*innen im weltweit größten Kaffeeanbaugebiet des 19. Jahrhunderts belegen. Und sie stellt unbequeme Fragen.

Preise: Cinema do Vale do Ivinehma – Bester Dokumentarfilm

Tübingen, Studio Museum
Fr, 17.07., 18:00 h
Stuttgart, Delphi
Sa, 19.07., 15:30 h
Reutlingen, Kamino
So, 19.07., 18:00 h

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Cachada
(Die einmalige Gelegenheit)

Dokumentarfilm von Marlén Viñayo, El Salvador 2019, 80 Min., OmeU

Fünf Straßenhändlerinnen aus El Salvador durchleben dank eines Theaterworkshops eine tiefgehende Transformation. Ihnen wird bewusst, dass sie ihre Traumata aufarbeiten müssen, um sie nicht weiterzugeben. Der Kreislauf von Gewalt ist brutal, doch die Kraft des Theaters ist stärker! Ein schwieriger, aber beeindruckender Prozess bis zur Theateraufführung.

Preise: SXSW Film Festival 2019 – Publikumspreis, Docs Barcelona – Premio Latitut


Tübingen, Studio Museum
Di, 21.07., 17:30 h

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Nuestras madres
(Unsere Mütter)

Spielfilm von César Díaz, Guatemala/Belgien/Frankreich 2019, 77 Min., OmeU

Der brutale Bürgerkrieg in Guatemala hatte viele Tote zur Folge. Ernesto hilft als Forensiker, die Überreste der Opfer zu identifizieren, und sucht dabei selbst nach seinem Vater. Wer war dieser Mann, über den seine Mutter nie reden will?

Preise: Cannes – Goldene Kamera, Bester Erstlingsfilm, SACD Preis

Tübingen, Studio Museum
So, 19.07., 18:00 h
Stuttgart, Delphi
Di, 21.07., 18:00 h

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Los lobos
(Die Wölfe)

Spielfilm von Samuel Kishi Leopo, Mexiko 2019 95 Min., OmeU

Seitdem Max und Leo mit ihrer Mutter in die USA immigriert sind, verbringen sie ihre Tage in einem winzigen Apartment. Sie beobachten das Leben vor ihrem Fenster, warten auf ihre Mutter, die von früh bis spät arbeitet, träumen vom Land Disney und schaffen sich ihre eigene entzückende Fantasiewelt.

Preise: Berlinale – Peace Film Award, Berlinale Kplus – Bester Film

Tübingen, Studio Museum
Mo, 20.07., 20:30 h
Stuttgart, Delphi
Mi, 22.07., 18:00 h
Freiburg, Kommunales Kino Freiluftkino
Do, 06.08., ca. 21:00 h

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Mit freundlicher Unterstützung


Los días de la ballena
(Die Tage des Wals)
Spielfilm von Catalina Arroyave, Kolumbien 2019, 80 Min., OmeU

Cristina und Simón leben für ihre Graffiti. Sie streifen nachts durch Medellín, immer auf der Hut vor der Polizei und Straßengangs. Sie provozieren eine Bande, als sie Graffiti über deren Drohbotschaften sprayen …
Ein vor jugendlicher Energie sprühender Film mit schillernder Musik.

Preise: SXSW Film Festival – Cherry Picks Female First Feature Award

Stuttgart, Delphi
Fr, 17.07., 22:30 h
Tübingen, Studio Museum
Mo, 20.07., 21:00 h
Freiburg, Kommunales Kino Freiluftkino
Di, 04.08., ca. 21:00 h

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Fokus Frauen in Bewegung


Canción sin nombre
(Lied ohne Namen)
Spielfilm von Melina León, Peru/Spanien/USA 2019, 97 Min., OmeU

Im Peru der 1980er-Jahre verschwinden Kinder nach ihrer Geburt aus Kliniken. Die Polizei hat genug dem Terrorismus zu tun, so dass sich eine Mutter verzweifelt an die Presse wendet. Bei der Recherche stoßen sie und ein Journalist auf ein weitverzweigtes Netzwerk …

Preise: Lima – Bester Peruanischer Film

Stuttgart, Delphi
Fr, 17.07., 18:00 h
Tübingen, Kino 1 Museum
Mi, 22.07., 20:00 h

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OmdU = Original mit dt. Untertiteln
OmeU = Original mit en. Untertiteln