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Im Wintersemester 2020 führte die Universität Tübingen in
Partnerschaft mit der Universidade Federal Fluminense in Brasilien und der
Université Cheikh Anta Diopé (UCAD) im Senegal eine gemeinsame
Lehrveranstaltung mit dem Titel „Places of Ill-Being“ über
die schwarzafrikanische Diaspora in Lateinamerika durch. Das Seminar ist Teil
eines internationalen Kooperationsprojekts zwischen Tübingen und der Universidade
Federal Fluminense mit dem Titel "Uncomfortable Territories: Images, Narratives
and Objects from the Global South", gefördert von den Forschungsagenturen
DAAD und CAPES.
Ziel dieses Projektes ist es, über die postkolonialen
Spuren in Lateinamerika und die wahrnehmbaren Reste, Ruinen und Überbleibsel
dieses Weges zu reflektieren, die auch heute noch unsere Gegenwart prägen.
Unter den vielen Gewalttaten unserer kolonialen Erfahrung ist eine der bedeutendsten
und grundlegendsten für das, was Lateinamerika heute ausmacht, der Völkermord
an Subsaharafrikaner*innen, der auf unterschiedliche Weise weiterhin Unterdrückung
und Tod produziert.
Aus dieser Diskussion entstand der Wunsch, im Rahmen des Festivals CineLatino
2021 ein Fenster für das junge und neue afrobrasilianische Kino aufzumachen.
Wir haben Tatiana Carvalho eingeladen, eine junge schwarze brasilianische Forscherin
und Kuratorin, die als Vertreterin dieser neuen Generation von afrobrasilianischen
Filmemacher*innen, Kritiker*innen und Theoretiker*innen uns einen Ausschnitt
dieser neuen Produktion präsentieren wird.
Es lohnt sich anzumerken, dass das neue afrobrasilianische Kino nicht nur Ausdruck eines Widerstands gegen jahrelange Gewalt ist, sondern viel mehr als das: Es ist ein pulsierendes Kino, das ästhetische Ordnungen auflöst und neue Blicke, Ausgänge und offene Welten vorschlägt. Weit mehr als eine historische Sichtbarmachung und Revision der Vergangenheit verweisen diese jungen schwarzen Filmemacher*innen auf eine Zukunft und erhellen durch ihre körperliche Präsenz vor der Kamera unsere eigene Gegenwart.
Roberto Robalinho
Café com canela
(Kaffee mit Zimt)
Spielfilm von Ary Rosa, Glenda Nicácio, Brasilien
2017, 103 Min., OmeU
Bahia, Brasilien: Margarida trauert um ihren Sohn. Violeta wohnt im nächsten Dorf, gefangen im Alltag und in Traumata aus ihrer Vergangenheit. Liebevoll hilft sie Margarida aus der Isolation mit ganz praktischen Ritualen: Putzen, Aufräumen und vor allem mit Kaffee samt Zimt …
Candelaria
(Candelaria – Ein kubanischer Sommer)
Spielfilm von Jhonny Hendrix Hinestroza,
Kolumbien/Deutschland/Norwegen/Argentinien/Kuba 2017, 88 Min., OmdU
Im Kuba der „Período especial“ Mitte der 90er-Jahre finden Candelaria und Victor Hugo, ein Ehepaar in den Siebzigern, eine Videokamera und entdecken so ihre Welt neu. Eine Reise in den Sonnenuntergang des Lebens mit einem Hauch von Leidenschaft.
Preise: Minsk – Publikumspreis Bester Film, Venedig – GdA Director's Award - Giornate degli Autori, Toulouse – Publikumspreis La Dépêche du Midi
Tübingen, Studio Museum
Fr, 04.06., 17:00 h
Stuttgart, Delphi
Sa, 05.06., 16:00 h
Freiburg, Kommunales Kino
Do, 17.06., 19:30 h
Reutlingen, Kamino
Fr, 02.07., 18:00 h
So, 04.07., 14:00 h
Chocó
Spielfilm von Jhonny Hendrix Hinestroza, Kolumbien
2011, 80 Min., OmeU
Chocó bringt mit den spärlichen Einnahmen als Goldwäscherin ihre Kinder durch. Ihr Mann dagegen ist ein Trunkenbold und verspielt alles beim Domino. Als sie ihren Job verliert und so das Geld für die Geburtstagstorte ihrer Tochter fehlt, trifft sie eine Entscheidung, die nicht nur ihr Leben verändern wird.
Preise: Cartagena de Indias – Publikumspreis, Macondo – Beste Hauptdarstellerin
La balada del brujo
(Die Ballade des Zauberers)
Dokumentarfilm von Alejandro Chaparro Martínez,
Kolumbien 2012, 81 Min., OmeU
„El Brujo“, der Zauberer, ist gestorben. Sein musikalisches Vermächtnis und seine afro-kolumbianische Wurzeln leben in seinen universellen Gesängen, Geschichten, Orten und den Menschen weiter, die den mystischen Geist der Region Chocó widerspiegeln.
Preise: Premio Colombia de Película
Negra
(Schwarze)
Dokumentarfilm von Medhin Tewolde Serrano, Mexiko 2020, 72 Min.,
OmeU
„Ich war ungefähr sieben Jahr alt, als ich zum ersten Mal hörte, wie jemand auf der Straße ‚Schwarze‘ rief und lachte. Ich drehte mich um, um zu sehen, zu wem er sprach bis ich realisierte, dass er mich meinte.“ Geschah das nur ihr? Im Gespräch mit anderen schwarzen Frauen kommt der allgegenwärtige strukturelle Rassismus in Mexiko ans Licht.
Preise: Philadelphia – Lola Award, Monterrey – Bester Langer Mexikanischer Dokumentarfilm
Stuttgart, Delphi
Do, 03.06., 16:00 h
Tübingen, Kino 2 Museum
Do, 03.06., 17:00 h
In Stuttgart mit Vorfilm La muñeca negra
Kurzfilmprogramm: Afrocolombianidad
Tübingen, Open Festival Space
Fr, 04.06., ab 19:00h